ä Kurze Geschichte Portugals VI: Die Reconquista in Portugal

Die Reconquista in Portugal

Bereits ab 718, nur wenige Jahre nachdem die ersten Schiffe der Mauren in Andalusien angekommen waren, schloss sich in Spanien eine Gruppe an christlichen Westgoten zusammen um die Mauren zurückzustoßen, eine Bewegung, die in den Bergen Asturiens begann, sich jedoch im Laufe der folgenden Jahrhunderte auch auf die Königreiche León. Navarra, Aragon, Kastilien, Galizien und Portugal ausdehnte. In Portugal war um diese Zeit noch kaum etwas von der Reconquista zu bemerken, von kleineren Gebieten im nördlichen Portugal abgesehen, also jenem Teil, in dem die Mauren ohnehin kaum zu finden waren. Die Probleme im damaligen Portugale, das an der heutigen Grenze zu Spanien liegt, beschränkten sich vor allem auf die unterschiedlichen Interessen Spaniens und Portugales, denn die Spanier wollen auch über Portugal regieren, während die portugiesischen Grafschaften ein von Spanien unabhängiges Land anstrebten.
 
Die Reconquista in Portugal begann im Jahr 868 in einem Gebiet, das zwischen den beiden Flüssen Minho und Douro liegt und als Condesa Portugalense bekannt ist. Dieses kleine christliche Reich war der Ausgangspunkt der portugiesischen Reconquista, erst durch die Grafen des Gebietes, verstärkt dann als Teresa de Leão (Theresia von León), die Condessa de Portugale, ab Ende des 11. Jahrhunderts ihr Reich nach Süden ausdehnen wollte, mit der Unterstützung Spaniens. Auch wenn sie einige bedeutende Verträge schließen und ihr Reich etwas ausdehnen konnte, so sollte erst ihr Sohn und Nachfolger, Afonso Henriques (Alfons I.), tatsächlich die Reconquista Portugals beginnen und damit auch ein unabhängiges Portugal schaffen und er der erste König Portugals werden.

Die Reconquista in Portugal
Foto: Herbert Kårlin

Dom Afonso Henrique, der von 1112 bis 1185 regierte, erst als Graf, später als König, gelang es nicht nur ein loyales Heer aufzubauen, das nicht mehr, wie die Mutter, Spanien als natürlicher Besitzer Portugals sah, und eine enorme Stärke zeigte, sondern er gab auch den Tempelritter (cavaleiros do Templo) den Auftrag die Mauren zu vertreiben, wobei diese eine Elitetruppe ausmachten und maßgeblich zum Sieg über die Mauren beitrugen. Afonso Henrique gelang es die lokalen Fürstenreiche weitgehend zu entmachten um Portugal zur Unabhängigkeit zu führen, was, neben der Vertreibung der Mauren, sein zweites Ziel war und mit dem Trato de Zamora (Vertrag von Zamora)im Jahr 1143 Wirklichkeit wurde.
 
Den bedeutendsten Sieg erzielte Afonso Henriques bei der Batalha de Ourique (Schlacht von Ourique ) im Alentejo, eine der größten Niederlagen der Mauren in Portugal. Diesem Sieg verdanke es Afonso Enrique dass er König des neuen Landes Portugal wurde. Die erste Hauptstadt des Landes wurde allerdings nicht Lissabon (Lisboa), sondern Coimbra, der bedeutendsten Stadt Zentralportugals, eine Stadt, die bereits im Jahr 1085 erobert worden war.
 
Als Afonso Henrique im Jahr 1143 der König Portugals wurde, schuf er auch Städte wie Santarém, Lissabon, Palmela und Évora unmittelbar nachdem die Mauren aus diesen Städten vertrieben waren. Als christliches Königreich benötigte Dom Afonso Henriques allerdings auch die Anerkennung des Papstes, die er erst nach der Bezahlung einer Abgabe erhielt, und mit dem Manifestis Probatum wurde Dom Afonso Henrique dann am 23. Mai 1179 von Papst Alexander III. als König Portugals anerkannt und damit auch Portugal als christliches Land.
 
Der südlichste Teil Portugals, die Algarve, wurde, mit der Eroberung von Faro, jedoch erst von Afonso III im Jahr 1249 im Rahmen der Reconquista vollständig erobert und Portugal wurde damit ein selbständiges Land, auch wenn im Laufe der folgenden Jahrhunderte noch mehrmals Probleme mit dem kastilischen Königreich auftauchen sollten. Afonso III erhielt in diesem Zusammenhang den Titel Rei de Portugal e do Algarve (König von Portugal und der Algarve). Bereits 1254 wurden dann auch in Leiria die ersten Cortes des Landes (Städteversammlung) eingerichtet in dem alle Städte (vilas und cidades) vertreten waren.
 
Die Reconquista in Portugal gelang weitgehend auf Grund einer Zusammenarbeit zwischen den portugiesischen Grafschaften, den spanischen Königreichen und dem Orden der Tempelritter. Portugal strebte jedoch nicht nur eine christliche Rückeroberung des Landes an, sondern eine Unabhängigkeit, die indes erst während der folgenden geschichtlichen Epoche unter Dom Dinis erreicht wurde, dem König der auch die portugiesische Sprache einführte.
 
Erster Teil: Kurze Geschichte Portugals: Die Vorgeschichte Portugals
Zweiter Teil: Kurze Geschichte Portugals: Die Iberer in Portugal
Dritter Teil: Kurze Geschichte Portugals: Die Römer in Portugal
Vierter Teil: Kurze Geschichte Portugals: Die Barbaren in Portugal
Fünfter Teil: Kurze Geschichte Portugals: Die Mauren erobern Portugal
Sechster Teil: Kurze Geschichte Portugals: Die Reconquista in Portugal