Die Zeit der Barbaren in Portugal

Die Probleme für die römischen Provinzen begannen in Portugal mit der Völkerwanderung (migração dos povos), als im Laufe von rund 100 Jahren vier Völker nach Portugal kamen, die sich in den von Rom beherrschten Gebieten niederließen und sehr erbittert gegen die römischen Soldaten kämpften. Die Römer (Romanos) bezeichneten diese Eindringliche als Barbaren (bárbaras), da die Kultur dieser Völker nicht den gleichen Stand erreicht hatte wie jene des römische Reiches, dessen Untergang allerdings von diesen Barbaren eingeleitet wurde.
 
Bei den vier Gruppen, die während der Völkerwanderung nach Portugal kamen, findet man die Alanen (Alanos), die Sueben (Suevos), die Vandalen (Vándalos) und die Westgoten (Visigodos), die sehr oft als Germanen (Germanos) bezeichnet werden, obwohl nur zwei dieser Gruppen tatsächlich aus Germanien kamen, nämlich die Sueben und die Vandalen, denn die Westgoten kamen aus Gallien, einem Teil des heutigen Frankreichs und bei den Alanen handelt es sich um ein nomadisches Volk, das ursprünglich aus dem iranischen Raum kam.

Die Westgoten suchten Meeresverbindungen
Foto: Herbert Kårlin

Gegen das Jahr 409 kamen im nördlichen Portugal die drei Volksgruppen Alanen, Sueben und Vandalen im nördlichen Portugal an, drei Gruppen, die sich, auf der Flucht von den Hunnen, im damaligen Germanien getroffen hatten und auf der Suche nach einer neuen Heimat waren. Die Sueben hatten sich, als einzige der Gruppen, kurz vorher von den Römern losgesagt und kannten daher nicht nur die Schwächen der Römer, sondern wussten auch dass diese den Norden Portugals am schlechtesten verteidigen konnten, dort also eine Ansiedlung möglich war. Die anderen beiden Volksgruppen hatten bis dahin keine Verbindung zu den Römern.
 
Die Westgoten waren um diese Zeit noch Verbündete der Römer und sollten diesen helfen die Barbaren zurückzutreiben, ein Feldzug, der bis zum Jahr 418 andauerte. In diesem Jahr erhielten die Vandalen den Auftrag nach Gallien zurückzukehren, wo sie die Region Aquitanien erhielten. Bereits 422 zogen die Westgoten dann erneut gegen die Barbaren,, allerdings folgten dieses Mal nicht vollkommen dem römischen Befehl, sondern suchten vor allem ein eigenes Land mit einem Zugang zum Mittelmeer. In der Tat besiedelten sie dann das südliche Portugal und halfen den drei anderen Volksgruppen die Römer ganz aus Portugal zu vertreiben.
 
Im Laufe dieses Jahrhunderts dehnten sich dann die Sueben immer mehr in der nördlichen Hälfte Portugals aus, mit ihrem Königssitz in Braga, und die Westgoten im Süden des Landes. Die beiden anderen Völker, also die Alanen und die Vandalen, die einerseits nur eine Minorität in Portugal gebildet hatten, zum anderen aber auch nur das gemeinsame Interesse hatten den Hunnen zu entfliehen, wurden dann von den Sueben und den Westgoten immer mehr verdrängt und entschieden sich schließlich gegen Ende des 5. Jahrhunderts Portugal wieder zu verlassen und Richtung Nordafrika zu ziehen und nur noch sehr wenige dieser Volksgruppen blieben in Portugal und integrierten und unterwarfen sich dann den Sueben und den Westgoten. Ende des 5. Jahrhundert entstanden dann auch zwei Gesetzestexte, ein germanisches (Codex Euricianus) im Norden, und ein römisch inspiriertes (Lex Romana Visigothorum) im Süden Portugals.
 
Während die Westgoten bereits bei der Ankunft in Portugal dem christlichen Glauben folgten, sollten die Sueben diese Glaubensrichtung erst ab Mitte des 5. Jahrhunderts annehmen, bis dann die Mauren den größten Teil Portugals einnahmen und Portugal erneut sehr viele Veränderungen erlebte.
 
Erster Teil: Kurze Geschichte Portugals: Die Vorgeschichte Portugals
Zweiter Teil: Kurze Geschichte Portugals: Die Iberer in Portugal
Dritter Teil: Kurze Geschichte Portugals: Die Römer in Portugal
Vierter Teil: Kurze Geschichte Portugals: Die Barbaren in Portugal
Fünfter Teil: Kurze Geschichte Portugals: Die Mauren erobern Portugal
Sechster Teil: Kurze Geschichte Portugals: Die Reconquista in Portugal