Castelo Branco, die weiße Stadt in Zentralportugal

Die Stadt Castelo Branco ist die Hauptstadt des gleichnamigen Distriks, gehört zur Region Centro (Zentralportugal) und zählt gegenwärtig knapp 35.000 Einwohner. Die drittgrößte Großgemeinde Portugals verfügt, mit seinen 19 Kleingemeinden eingerechnet, insgesamt über etwas mehr als 52.000 Einwohner, die als Albicastrenses bezeichnet werden. Die Herkunft des Namens der Stadt Castelo Branco ist bis heute unbekannt, bedeutet jedoch Weiße Festung oder Weiße Burg.
 
Während die Kleingemeinden, die zu Castelo Branco gehören, sich alle einen Ruf in der frühen Textilindustrie machten, war die Stadt, auf Grund seiner geographischen Lage, immer ein strategisch wichtiger Punkt für die Geschichte und die Verteidigung Portugals und wurde so gestaltet, dass sie auf optimale Weise verteidigt werden konnte, und dies seit die Römer (Romanos) Zentralportugal erobert hatten.

Im Zentrum von Castelo Branco
Foto: Herbert Kårlin

Auch wenn nicht bekannt ist wann das Stadtgebiet von Castelo Branco erstmals besiedelt wurde, so konnten Archäologen nachweisen dass an der höchsten Stelle der Stadt bereits bevor die Römer hier ankamen eine kleinere Festung existierte. Die Römer übernahmen diese Festung und bauten sie weiter aus, auch wenn die Bedeutung der Festung und der Stadt jener Zeit nie dokumentiert wurde.
 
All dies änderte sich mit der Reconquista, denn im Jahr 1165 wurde diese Festung von den christlichen Truppen erobert und 1182 dann an die Tempelritter (Cavaleiros Templários) übergeben, die die Festung zu einer Burg ausbauten und diese 1230 fertig stellten. Die damalige Bevölkerung siedelte sich ab dieser Zeit ausschließlich am Hügel innerhalb der Burgmauer an.
 
Im Jahr 1199 schenkte König Dom Sancho I das gesamte Landgut um Castelo Branco, das Herdade da Açafa genannt wurde, dem Templarorden (Ordem dos Templários), der wenig später auch ein weiteres Landgut erwarb und damit über ein bedeutendes Reich bei Castelo Branco, das unter den Tempelrittern Moncarche hieß, verfügte und der Ansiedlung im Jahr 1213 die Marktrechte verlieh. Nur ein Jahr später schenkte König Afonso II (Alfons II.)zusätzliche Ländereien den Tempelrittern.
 
Im Laufe des 13. Jahrhunderts wuchs die Stadt Castelo Branco sehr schnell, so dass sich die Bewohner auch außerhalb der Stadtmauern niederlassen mussten, ebenfalls auf dem Hügel der Festung. Im Jahr 1343 war Dom Afonso IV (Alfons IV.)dann gezwungen die Stadtmauer zu erweitern um die Bewohner der Stadt gegen Überfälle besser zu schützen. Um diese Zeit kann auch eine jüdische Gemeinde in der Stadt Castelo Branco festgestellt werden. Spuren dieser Gemeinde können noch heute in der Stadt gefunden werden.
 
Im Jahr 1510 verlieh Dom Manuel I Castelo Branco die Verwaltungshoheit und die ersten Stadtrechte, die Bezeichnung Vila, was einer Kleinstadt entspricht. Die entsprechenden Dokumente werden noch heute im Rathaus der Stadt aufbewahrt. 35 Jahre später verlieht König João III dem Ort die Stadtrechte und Ende des 16. Jahrhunderts ließ der Bischof Nuno de Noronha einen bischöflichen Palast bauen, der heute das Museu Francisco Tavares Proença Júnior beherbergt.
 
Während der folgenden zwei Jahrhunderte wuchs die Stadt immer schneller, so dass ihr von König Dom José I (Joseph I.) 1771 nicht nur erneut die Stadtrechte, dieses Mal zur Cidade, einer Großstadt, verlieh, sondern ihn auch zur Diözese machte und die Kirche São Miguel zur Kathedrale erhoben wurde. Ende dieses Jahrhunderts entstanden dann auch die zahlreichen Herrenhäuser und Paläste des wachsenden Bürgertums in Castelo Branco. Auch wenn während der französischen Invasion dann große Schäden in der Stadt entstanden, so konnte sich Castelo Branco schnell davon erholen und als dann auch die Eisenbahn in Castelo Branco ankam, so war der Grundstein für die industrielle Entwicklung der Stadt schaffen, was auch die Zukunft der dortigen Textilindustrie garantierte, was man noch heute an den Leinenpflanzungen sehen kann, die Castelo Branco umgeben.
 
Die Sehenswürdigkeiten Castelo Brancos können in ein bis zwei Tagen besucht werden, wobei man beim Aufstieg zur Ruine der Burg auch die mittelalterliche Struktur der Stadt entdecken kann, da man hierbei durch zahlreiche Gassen der Stadt kommt und eine gewisse Sportlichkeit fordern.
 
Das Castelo de Castelo Branco (Burg von Castelo Branco), auch als Castelo dos Templários (Templerburg) bekannt, wurde im Mittelalter von den Tempelrittern erbaut, wobei die Stadtmauer erst Ende des 14. Jahrhunderts von Dom Afonso IV errichtet wurde. Die Verteidigungsanlage wurde erstmals während des Guerra da Restauração (Restaurationskrieg) beschädigt, und dann erneut von den französischen Truppen Napoleons. Im Schlosshof findet man auch die Kirche Igreja de Santa Maria do Castelo, die mittlerweile ebenfalls unter Denkmalschutz steht.
 
Die Sé Concatedral (Kathedrale von Castelo Branco), die ursprüngliche Kirche Igreja de São Miguel, wurde 2021 zum Nationalmonument erklärt wurde bereits im Mittelalter erbaut, erhielt aber sein barockes Aussehen erst Ende des 17. Jahrhunderts. Die bedeutendste Ausschmückung der Kathedrale erfolgte erst Ende des 18. Jahrhunderts. Die letzten Restaurationen wurden dann noch im 20 und im 21. Jahrhundert unternommen.
 
Der Paço Episcopal (Bischofspalast) beherbergt heute das Museu Francisco Tavares Proença Júnior und schließt direkt an den Jardim do Paço Episcopal an, eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten von Castelo Branco, eine Parkanlage, die labyrinthähnlich angelegt wurde, zahlreiche Skulpuren enthält und zahlreiche Azulejos mit den Zeichnungen des früheren Castelo Branco enthält.
 
Das Museu Francisco Tavares Proença Júnior ist das größte Museum von Castelo Branco und wurde im Jahr 1910 gegründet. Das Museum umfasst sowohl archäologische Sammlungen der Stadt, als auch Wandteppiche des 16. Jahrhunderts und zahlreiche Ausstellungsstücke, die dem Besucher die Populärkunst Portugals näher bringen.
 
Im Museu da Seda in Castelo Branco kann man der gesamten Geschichte der Seidenproduktion in Portugal folgen, vom Beginn und den Seidenraupen bis zur Anwendung der modernsten Technologie. Die Geschichte der Seide wird in fünf Sälen dargestellt Im selben Gebäude werden noch heute die größten Serigraphien Portugals auf Seide hergestellt.
 
Das Museu Cargaleiro ist teilweise im Solar dos Cavaleiros aus dem 18. Jahrhundert untergebracht und wurde im Jahr 2004 eingeweiht. Auch wenn dieses Museum insbesondere dem Künstler Manuel Cargaleiro gewidmet ist, so den hier auch Werke der verschiedensten Gegenwartskünstler Portugals ausgestellt, wobei man hier Malerei, Porzellan, Skulptur, Textilkunst und Azulejos finden kann.
 
Das Museum Casa da Memória erinnert an die Geschichte der Juden in Portugal, endet jedoch nicht mit der Inquisition Ende des 15. Jahrhunderts, sondern setzt auch mit den Juden fort, die im Gebirge Portugals eine Heimat fanden und jenen Juden, die als sogenannte Neu-Christen (cristãos novos) ihrem Glauben großteils heimlich nachgingen und daher ein Doppelleben führen mussten.
 
Das Museum Centro de Cultura Contemporãnea de Castelo Branco ist der Gegenwartskunst Portugals gewidmet und schließt daher sämtliche modernen künstlerischen Richtungen ein. Im Museum findet man auch ein Auditorium für 275 Personen ein, da dieses Museum einem größeren Publikum, aber auch Schülern, die Gegenwartskunst Portugals auf populäre Weise näher bringen will.
 
Das Museu de texteis in Castelo Branco will den Besucher mit den Kenntnissen zur Herstellung von Textilien vertraut machen, was in der gesamten Großgemeinde Castelo Branco als kulturelles Erbe betrachtet wird. Neben den Geräten und den Möglichkeiten der Textilindustrie der Umgebung, geht das Museum auch auf soziale, geschichtliche, kulturelle und ökonomische Bedeutung von Textilien aus Castelo Branco ein.
 
Im Kloster Convento da Graça ist seit 1984 in drei Sälen das Museu de Arte Sacra (Museum für sakrale Kunst) untergebracht. Im historischen Bauwerk werden sämtliche religiösen Kunstgegenstände ausgestellt, die in Kirchen und Klöstern der Umgebung angewandt wurden und damit die gesamte religiöse Kunst darstellen. Der Eintritt in das Museu de Arte Sacra schließt auch den Besuch der Klosterkirche Igreja da Graça e Claustros ein.
 
Das Centro de Interpretação Ambiental präsdentiert in Form von thematischen, interaktiven Ausstellungen den Naturpark Parque Natural do Tejo Internacional. Die Ausstellungen umschließen die Flora, die Faune, die Geologie und die Hydrographie dieses Naturparks, zeigen aber auch sämtliche Aktivitäten, die Besucher in diesem Park nachgehen können.
 
Der älteste Teil des Klosters Convento e Igreja da Graça wurde bereits im Jahr 1519 erbaut, wurde jedoch im Laufe der folgenden Jahrhunderte erweitert. Der ältere Teil des Klosters zeigt die deutliche Architektur Chã, geht als auf das taoistische Denken jener Epoche zurück. Gegenwärtig gehört ist das Convento da Graça der Sitz des Santa Casa da Misericórdia de Castelo Branco.
 
Das Domus Municipalis, das aktuelle Rathaus der Stadt Castelo Branco, ist ein Gebäude aus dem 16. Jahrhundert, auch wenn man am Balkon des Hauses einen Stein mit lateinischer Inschrift findet, der auf das Jahr 1646 zurückgeht. Heute ist hier, neben dem Rathaus, auch das Gericht und die Stadtbibliothek untergebracht.
 
Der Torre do Relógio, der Glockenturm, ist auch in Castelo Branco ein Monument, das noch im 19. Jahrhundert eine große Bedeutung hatte. Im Gegensatz zu vielen anderen Städten Portugals ist dieser Torre do Relógio auch ein historisches Denkmal, denn er wurde auf einem alten Wachturm der Stadtmauer errichtet und zeigt damit auch an welcher Stelle die Altstadt endete.
 
Wer durch die Straßen der Altstadt von Castelo Branco bummelt, wird dort noch mehrere Portale aus dem 16. Jahrhundert (portadas quinhentistas) finden als in anderen Städten. Diese Eingänge machen geradezu eine architektonische Rarität aus und sind großteils auch entsprechend gekennzeichnet, aber auch für ungeübte Augen sehr leicht zu erkennen.