Der portugiesische Musikstil Fado

Wenn man von Portugal spricht, so denken sehr viele Besucher des Landes auch an das Wort Fado, das den vermutlich bekanntesten Musikstil des Landes bezeichnet, auch wenn es sich hierbei weder um den einzigen Musikstil des Landes handelt, noch aber belegt ist dass der Fado aus Portugal stammt. Und man spricht auch selten davon dass es heute sehr verschiedene Fadostile gibt, so dass man Touristen im Prinzip auch keinen traditionellen Fado bieten muss, sondern eine sehr weite öffnung hierbei hat.
 
Das Wort fado geht auf das lateinische Wort fatum (Bestimmung, Schicksal) zurück und kann in Portugal erstmals Mitte des 19. Jahrhunderts in Lissabon nachgewiesen werden. Während der Fado in Portugal und der Algarve von Frauen vorgetragen wird, handelt es sich in Coimbra ausschließlich um Männer, die Fado singen. Einheitlich hierbei ist allerdings der wehmütige Text und die Benutzung einer portugiesischen Gitarre, die viola genannt wird. Die Herkunft der Fado ist sehr umstritten, denn bis heute kann nicht nachgewiesen werden ob dieser poetische Gesang von den Mauren (Mouros) abstammt, von portugiesischen Seeleuten gesungen wurde, oder aber von Brasilien aus nach Portugal kam.

Der Musikstil Fado
Foto: Herbert Kårlin

Sicher ist jedoch dass der Fado sich dann im 20. Jahrhundert in Lissabon (Lisboa) zu seiner komplexen, melodischen Form entwickelte und dort auch die Texte ihren poetischen Reichtum fanden. Dass der Fado dann, obwohl dieser Musikstil nur in Lissabon erlernt werden konnte und dort auch seine neue Heimat hatte, dennoch weltweit bekannt wurde, verdankt man einerseits der Fadosängerin Amália Rodrigues, andererseits aber auch daran dass der Fado in den 30er und 40er Jahren in Kinos, Theatern und im Radio einzog, denn dadurch konnte dieser Musikstil selbst die Grenzen Portugals überschreiten. Der Erfolg zeigte sich auch daran dass Amália Rodrigues, die bekannteste Fadosängerin Portugals, rund 170 Schallplatten in diesem Musikstil aufnahm und zu Texten der bekanntesten portugiesischen Poeten griff.
 
Allerdings führte dies auch dazu dass sich der fado, der in nahezu allen Kneipen Lisboas (Lissabon) vorgetragen wurde, sich in verschiedene Richtungen spaltete, denn die Aristokratie wollte nicht Fados, die von Gitarren begleitet waren, sondern wolle eine Begleitung von Pianos, und es entstanden auch die akademischen Fados, die tragischen Fados und andere Formen mehr. In der akademischen Form konnten, und können weiterhin, Fados auch von Geigen und von kompletten Orchestern begleitet werden, so dass sich dieser Musikstil in allen Gesellschaftssichten verbreiten konnte.
 
Auch wenn der Fado in Portugal bereits im 19. Jahrhundert nachgewiesen werden kann, so wäre dieser Musikstil möglicherweise ohne den Diktator Antonio de Oliveira Salazar die Musik einer kleiner Gruppe an Musikliebhabern geblieben. Salazar wollte jedoch den Fado Lissabons zur Nationalmusik Portugals erheben und verbot daher nahezu jede andere Musik in Portugal, förderte dagegen gezielt Ercília Costa und Amália Rodrigues, die dank Salazar eine enorme Karriere machten. Weniger Glück hatte der Fadosänger José Afonso, der auch als Zeco bekannt ist, ein Vertreter des männlichen Coimbra-Fado. Da dieser kritisch zum Salazar-Regime stand und dies auch in seinen Texten ausdrückte, konnte er während des Estado Novo nicht in Portugal auftreten, und er musste seine Lieder im Ausland aufnehmen.
 
Der moderne Fado kann sehr verschiedene Formen annehmen, wird jedoch noch heute überwiegend in Lissabon, und in Teilen der Algarve, geboten. Allerdings hat sich die Form heute sehr weit von jener entfernt, die einst Ercília Costa oder Amália Rodrigues boten, denn es gibt heute vom Flamenco inspirierten Fado, den Chanson-Fodo, den Tango-Fado, den experimentellen Fado und zahlreichen anderen Richtungen. Daher ist es heute sehr selten dass ein Tourist noch den typischen Fado Portugals, also jenen aus Lissabon, hören wird.
 
Eine Sonderstellung nimmt der Fado der Stadt Coimbra ein, der noch heute den akademischen Traditionen der Universitätsstadt folgt, also den Tradition der studentischen Troubadouren folgt. Der Coimbra-Fado wird daher ausschließlich von Männern gesungen und von einer viola des Typs Coimbra (Coimbra-Gitarre) begleitet. Und wer Glück hat, kann in Coimbra auch noch hin und wieder die Fado-Serenaden hören, die an die Geliebte gerichtet sind.